76-mm-SFL SU-76M

Die SFL SU-76 entstand auf dem um eine Laufrolle verlängertem Fahrgestell des leichten sowjetischen Panzers T-70M. Sie besitzt einen geschlossenen Kampfraum und zwei parallel angeordnete Motoren mit separaten Kupplungen und Getrieben. Mit dem Zusatz »M« sind verbesserte SFL gekennzeichnet, die mit einem offenen Kampfraum, zwei in Reihe geschalteten Motoren mit nur einer gemeinsamen  Kupplung und einem Getriebe ausgerüstet sind. Als Bewaffnung findet die bewährte 76,2-mm Kanone ZIS-3 L/41,5 Verwendung. Die maximale Schussweite dieser Waffe  liegt bei 8600 m bei einer praktischen Feuergeschwindigkeit von 8 – 15 Granaten je Minute. Der 60 Granaten umfassende Kampfsatz besteht aus Splitter-Spreng-, Panzer- und Unterkalibergranaten. Die SFL wurde von 1942 bis 1945 in einer Stückzahl von 13.932 Fahrzeugen produziert.

Bis 1953 wurde der Bestand auf 209 Fahrzeuge erweitert. Mit Gründung der NVA übernahm diese sämtliche SU-76M. Sie wurden unter anderem in der 6. und 11. MSD eingesetzt. Einerseits verwendete die NVA diese Fahrzeuge als Ersatz für fehlende Panzer, andererseits erfüllten diese SFL ihre eigentliche Aufgabe in der Panzerabwehr.
 

Ab 1957 begann die Aussonderung aus den Verbänden der NVA mit der Übergabe von 40 Fahrzeugen an die Deutsche Grenzpolizei . Der Rest wurde langfristig aufbewahrt oder anderweitig eingesetzt. Ein Teil der Fahrzeuge ging in die Volkswirtschaft (Braunkohle, Straßenbau), eine SFL erhielt das Armeemuseum der NVA in Dresden und drei Stück wurden nochmal 1964 an die Grenztruppen der DDR zum Minenräumen übergeben.


Die wichtigsten taktischen und technischen Angaben der 76-mm-SFL SU-76M:


Basis leichter Panzer T 70
Gefechtsmasse 10,5 t
Ausmaße:
 Länge 4965 mm
 Breite 2714 mm
 Höhe 2100 mm
 Spurbreite 2390 mm
 Bodenfreiheit 300 mm
 Kettenbreite 300 mm
 Kettenauflagelänge 3094 mm
Bodendruck 0,55 kp/cm²
Kraftstoffvorrat 420 l
Höchstgeschwindigkeit 44 km/h
Mittlere Geschwindigkeit auf Straße 30 km/h
Mittlere Geschwindigkeit auf Feldweg 25 km/h
Fahrbereich Feldweg - Landstraße 190 - 320 km
Besatzung 4
Watfähigkeit 0,8 m
Steigfähigkeit 30 Grad
Überschreitfähigkeit 2,0 m
Bewaffnung:
 Kanone 1 x 76,2 mm ZIS-3
 Feuergeschwindigkeit Kanone bis 20 Schuß/min
 MG 1 x 7,62 DT
 Kampfsatz
.
60 Granaten
945 MG-Patronen
Richtbereich:
 vertikal
 horizontal

- 5 ... + 15 Grad
+ / - 15 Grad
Funkstation 12 RT-S oder 9 RS
Bordsprechanlage TPU-3F
Motor 2 x 4-Takt-Vergaser / 6 Reihe
 Bohrung/Hub 82/110 mm
 Hubraum 3,48 l
 Leistung bei Drehzahl 70 PS / 3400 U/min
 Kühlung Wasser / Lüfter
Kraftübertragung Motoren in Reihe hintereinander, verbunden durch einen Spezialflansch
 Hauptkupplung Zweischeiben-Trockenkupplung
 Schaltgetriebe 4V / 1R
 Hauptgetriebe ein Paar konische Zahnräder
 Lenkkupplung und Lenkbremse Trockene Mehrscheibenkupplung und Bandbremse
 Seitenvorgelege Stirnrädergetriebe
Fahrwerk
 Anordnung Leitrad / Antriebsrad hinten / vorn
 Anzahl Laufrollen / Stützrollen 12 / 6
 Anzahl Kettenglieder 93
 Federung Drehstabfederung


Bis 1968 verschrottete das  Zentrale Gerätelager Ostritz die restlichen SFL. Lediglich 18 Fahrzeuge nutzte die NVA weiter.

Mit Einführung der mittleren Panzer T-54 und der weiteren Zuführung von T-34/85 in den Jahren 1957 und 1958 wurden die SFL sukzessiv aus den Gefechtseinheiten herausgenommen. Auf der Basis der SU-76M entwickelte das Reparaturwerk Neubrandenburg (RWN) eine gepanzerte Werkstatt, die den mobilen Einheiten auf dem Gefechtsfeld folgen konnte. Dazu wurde die Bewaffnung ausgebaut und die entstandene Öffnung mit einer Platte verschlossen. Durch Aufsetzen von Bordwänden entstand über dem Fahrer- und Kampfraum eine Ladefläche für den Transport von Ersatzteilen und Werkzeugen. Die eingebauten Tandem-Benzinmotoren vom Typ GAZ-70-6004 wurden gegen einen Dieselmotor mit zugehörigem Getriebe getauscht. Zur Ausstattung gehörten ein Auslegerkran für eine Tonne Nutzlast, eine abklappbare Werkbank, ein Zeltdach, eine  Ständerbohrmaschine sowie Schleifbock und Autogen-Brennschweißanlage. Weiterhin zählten ein Notstromaggregat und eine Pressluftanlage zur Ausrüstung. Dazu mussten Veränderungen an der Kühl- und Kraftstoffanlage, an den Luftfiltern und der Elektro-Anlage vorgenommen werden. Das RWN rüstete von 1957 bis 1959 insgesamt 16 SFL um, die unter der Bezeichnung Gepanzerte Werkstatt 76 den Einheiten zugeführt wurden. Dort kamen sie bis 1968 zum Einsatz. 10 fielen dann dem Schneidbrenner zum Opfer, eine GPW erhielt die Deutsche Post.
 

Insgesamt 7 SFL, zwei Originale und fünf GPW wurden in der PW-2 Großenhain zu Panzerschießausbildungsfahrzeuge (PSAF) umgerüstet.

Fotonachweis / Vorschriften:
    - Erhart Gerecke
    - MHM Dresden
    - CTe 7/53 Beschreibung und Nutzung SU-76 von 1952

zurück